13.04.2017

Guenrouët – Malestroit


Die erste Nacht in meinem Zelt war entsetzlich. Da Zelt ist super, leicht, schnell aufgestellt, ich möchte sagen, die ISO Matte ist eine Sensation, nur mein Schlafsack ist für eine derartige Reise nicht geschaffen. Ich habe mir den Schlafsack vor ein paar Jahren in Österreich als Hüttenschlafsack gekauft, das heißt, er ist für Zelten, und 4 Grad plus nicht geschaffen. Mich hat es heute Nacht derartig gefroren, dass ich das Gefühl hatte, in einer Gletscherspalte zu liegen.

Kurz vor 10 Uhr kam ich erst weg, weil ich mich zunächst in der örtlichen Bar bei 2 Kaffee erst aufwärmen musste. Ich bin den ganzen Tag mit langer Hose und Softshell Jacke unterwegs gewesen, obwohl es mit 15 Grad eigentlich warm genug gehen wäre, mit der kurzen Hose zu radeln. Es geht immer an diesem Nantes-Brest Kanal entlang, meist auf geschotterten Wegen, in absoluter Stille. Meistens bin ich ganz alleine, mit mir und meinen Gedanken, und das ist auch gut so!


Mit maximal 10 km/h auf dem Hausboot – und alle winken freundlich rüber

Mich bremst nichts mehr, obwohl ich heute tatsächlich eine kleine Krise zu bewältigen hatte. Diese Kälte heute Nacht hat mich schon leicht aus der Richtung gebracht. Die ersten 10 Kilometer heute waren geprägt von von einem innerlichen Hin und Her, bin ich jetzt total bescheuert oder nicht. Ich muss jetzt einen Grund suchen, warum es trotzdem schön ist, hier auf diesen Wegen zu radeln, in Richtung Norden, und das noch einige tausend Kilometer. Heute habe ich wohl die 2000 km überschritten, zum Nordkap werdens wohl noch zwischen 5 und 6000 Kilometer sein.

Seit Mittag bin ich nun in der Bretagne, in der ich 1973 das erste Mal war, und zwar in Perros-Guirec, als Austauschschüler in einer französischen Familie. Diesen Aufenthalt hat mein ehemaliger Lehrer, Josef Schiller vom Goethe-Gymnasium privat organisiert, da er einige Jahre in Fontainebleau als Gymnasiallehrer tätig war. Seitdem Stufe ich mich selbst als „frankophil“ ein – ich habe mit diesem Land und seinen Menschen Freundschaft geschlossen.

Folgende Regionen habe ich nun in Frankreich passiert, Aquitanien, Loire und jetzt befinde ich mich in der Bretagne auf dem Weg nach Roscoff, auf dem Weg ins „Brexit“-Land.

Jetzt bin ich in einem bezahlbaren Hotel in Malestroit, bei angenehmen Leuten, werde mich jetzt duschen, und dann ins Zentrum zum Essen gehen. Dann geht es früh ins Bett.

Der soziale Wohnungsbau des Mittelalters….die sozial Schwachen durften hier arbeiten, für wenig Geld, und wahrscheinlich um ihren Kopf nicht zu verlieren!

Morgen geht es wieder weiter – auf meinem Weg ins Ungewisse.

Denn ich weiß nicht, wie weit ich morgen kommen werde, ich weiß nicht wo ich schlafen werde.

Ich habe ein Ziel!