Fishguard – Rosslare Harbour
100 km auf hoher See – so ruhig wie der Guggenberger Weiher in Regensburg
Den gestrigen Abend verbrachte ich in aller Ruhe und Gelassenheit vor dem „Fernseher“. Über das Internet kann man sich in den verschiedenen Mediatheken die unterschiedlichsten Filme ansehen. Das war der Verlauf des Abends.
Jetzt sitze ich in einem Café im Hafen und warte auf die Abfahrt der Fähre nach Rosslare im Südosten Irlands. Dort werde ich gegen 18 Uhr ankommen, und mir dann eine Unterkunft suchen. Vielleicht stelle ich auch das Zelt auf.
Es ist heute so warm hier, dass ich kurzärmlig mit Weste Radfahren könnte, allerdings fahre ich ja mit dem Schiff. Außerdem ist es fast windstill.
Die letzten Tage haben mir schon ein wenig zugesetzt, ich möchte versuchen, das mit meinen Worten erklären:
Unsere Gesellschaft basiert einzig auf Fleiß, Leistung und Erfolg. Der Typ ist erfolgreich, dieser Mann oder diese Frau hat folgendes erreicht. Währenddessen verliert sich allerdings die Menschlichkeit, Herz und Charakter werden zu Marginalien reduziert. Ob das der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln.
Ich jedenfalls habe mir vorgenommen, von Sevilla aus, mit dem Mountainbike ans Nordkap zu fahren. Das werden wohl zwischen 8000 und 9000 km sein, schätze ich. Genaue Angaben gibt es nicht, denn dieser europäische Fernradweg, Eurovelo 1 ist noch nicht durchgehend fertig. Gerade fahre ich mit der Fähre nach Irland und habe die Zeit mir Gedanken zu machen.
Wenn ich am Nordkap angelangt bin, und das wird hoffentlich zur Mitsommernacht sein, werden mir viele zu diesem Erfolg gratulieren, denke ich. Aber ist das ein Erfolg? Oder sind die täglichen kleinen Etappen mit all ihren Schmerzen nicht größere Erfolge?
Die Summe der Teilerfolge macht es wohl aus. Und am Ende scheint man der Sieger zu sein.
Um diese kleinen Ziele zu erreichen, ist mehr als ein Pfund Geduld und Durchhaltevermögen nötig. Als ich die letzten 2 Wochen jeden Tag gegen den teilweise starken Westwind kämpfte, kämpfte ich mehr gegen mich und meine Geduld.
Was ich damit sagen möchte? Den Wind kann ich nicht drehen, und meine Fahrtrichtung kann ich auch nicht ändern, also muss ich doch logischerweise an meiner Einstellung Änderungen vornehmen. Ich muss mich in Geduld üben, und Gelassen bleiben.
Das ist wohl auch so im Berufsleben und in der Menschenführung!
Die Geduld ist eine der 7 himmlischen Tugenden! Das Gegenteil ist die Ungeduld, beziehungsweise der Zorn!
Wenn ich am Abend in einer Unterkunft ankomme, versuche ich immer abzuchecken, wie weit ich am nächsten Tag fahren kann, unter Berücksichtigung des Wetters, der Strecke und der Beschaffenheit der Straßen, aber auch meiner Befindlichkeit. Diese kann sich, und wird sich bis zum Start am nächsten Tag sicherlich wieder geändert haben.
Gehen wir zum gestrigen Tag, der für mich wirklich hart war. Insgesamt hatte ich genau 880 Höhenmeter zu bewältigen, bei einer Distanz von 64 km. Die Anstiege waren alle kurz und so steil, dass ich den Großteil schieben musste. Der steilste Anstieg hatte 20% Steigung. Da wird das Schieben des Fahrrads schon zur Tortur. Ich war froh und glücklich, als ich endlich in Fishguard ankam und ein Hotel fand. Während des Tages ging mir alles auf den Geist.
Würde sich das Ganze, das Erlebte, meine Eindrücke und meine negativen Erfahrungen auf den nächsten Tag übertragen, wäre ich wahrscheinlich nach ein paar Tagen wieder zuhause.
Das wird aber nicht so schnell passieren, weil der Spaß an der Reise immer noch ganz ganz deutlich überwiegt.
Ich freue mich über jede E-Mail!
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