Es ist jetzt ganz genau 17:31 Uhr und ich sitze in der Casa Concha in Almadén de la Plata und versuche mich mit einem spanischen Radler zu erholen. Ich bin heute circa 75 km, und ich muss zugeben, dass ich wirklich total kaputt bin. Letztes Jahr bin ich wirklich sehr viel geradelt, aber so kaputt wie jetzt war ich nie. Aber bevor ich mich mit dem heutigen Tag beschäftigen möchte, muss ich den gestrigen Tag erst einmal abschließen – nicht wahr?
In München wurden wir mit dem Buss zum Flieger gebracht. Wenn der Busfahrer seine Türen öffnet, stürmen alle sofort in den Flieger, als hätten sie Angst, keinen Platz zu bekommen. Ich warte immer, und betrete als Letzter den Flieger.
Und als ich gestern so dastand, sah ich plötzlich wie einer meine Satteltasche wegtragen wollte. Ich winkte ihm, und er verstand sofort, dass es sich dabei um meine Tasche handeln würde, und eilte mit schnellen Schritten rüber zu mir. In der Tasche würde sich irgendetwas bewegen. Schlussendlich wars mein Rasierer und keine Bombe!
Gegen 17 Uhr war ich dann gestern in meiner Pilgerherberge, Triana Backpackers und bezog mein Bett, in einem 4-Bett Zimmer – ohne Fenster.
Sofort bin ich zu Fuß in die Altstadt aufgebrochen, um zumindest einen Eindruck dieser tollen Stadt zu bekommen. Gegen 20 Uhr traf ich mich mit Edgar, einem deutschsprachigen Bauingenieur aus Belgien auf der Dachterrasse, denn da gab es kostenlos Sangria. Im Anschluss gingen wir auf ein Bier in eine Tapas Bar, und um eine Kleinigkeit zu essen.
Gegen 23:30 musste ich dann todmüde aufgeben.
Nach einer Tasse Kaffee bin ich heute gestartet, ohne GPS und mit einer Miniaturkarte von Outdoor. Kein Problem, ich habe den Jakobsweg gefunden, die sogenannte „Via de La Plata“, auf deutsch übersetzt der Silberweg. Nachdem die Römer diesen Weg mit Steinplatten angelegt haben, wird vermutet, dass Plata aus dem Arabischen bzw.. Maurischen kommt. Bal’latta soll angeblich „breiter gepflasterter Weg“ heißen.
Ich kam heute weder mit den 25 Grad im Schatten, noch mit meiner Ernährung und noch weniger mit den Getränken zurecht, sodass ich tatsächlich nach 50 km total eingebrochen bin. Das ist mir in dieser Form noch nie passiert. Sevilla liegt auf circa 7 Meter Meereshöhe, und jetzt übernachte ich hier Almadén de la Plata auf 452 Meter. Hier befindet sich der Parque Natural de la Sierra Norte de Sevilla, ein sehr hügeliges und von Korkeichen geprägtes Waldgebiet. Die Natur scheint hier direkt zu explodieren. Der Weizen ist im vollen Wachstum und bestimmt schon 60 cm hoch.
Ich trinke jetzt ein Bier und warte sehnsüchtig auf 20 Uhr, weil erst dann gibts mein Pilgermenü, schein bar zum Preis von 8 € inclusive Wein. Schaun mer mal, dann segn mas scho..
Diese Pension ist im Outdoor Führer als besonders gut erwähnt, und ich kann das nur bestätigen.
Heute werde ich früh ins Bett gehen, denn morgen wird es wieder ein harter Tag.
Im Übrigen hat es mich heute mit meinem MTB voll überschlagen, und glücklicherweise bin ich im Acker gelandet. Lediglich Schürfwunden belegen meinen Stunt.