22.3.2017

Ü22. März 2017
Aldea de Cano nach Cáceres
Gestern bin ich ganz genau 69,58 km gefahren, sagt mein GPS Gerät. Das ist einigermaßen in Ordnung, allerdings merke ich schon mein Gewicht. Im Winter nehme ich immer zu, weil ich mich an Gänsebraten, Schweinebraten, Enten sowie Lebkuchen, Weihnachtsplätzchen und sonstigen Süßigkeiten dumm und blöd „fressen“ könnte. Und je älter ich werde umso schlimmer wird es.

Gut, bei meiner Tour werde ich automatisch abnehmen, und gleichzeitig Muskulatur aufbauen. In 4 Wochen sieht die Welt hoffentlich wieder anders aus, genauso wie mein Bauch…

Nachdem die Aufhängung meines Gepäckträgers gebrochen ist, fahre ich nun schon den 3. Tag mit dem viel zu schweren Rucksack auf dem Buckel. Das führt logischerweise zu einer automatischen Überbelastung meines Gesäßes. Der begrenzende Faktor ist der „Arsch“, in Bayern kann man das schon sagen, weil es auch stimmt. Die gestrige Herberge, hat 2 Schlafräume, einen für 9 und den anderen für 2 Personen. Das Doppelzimmer habe ich sofort belegt, nachdem ich der Erste in der Herberge war. 6 € für die Nacht war aber nicht überbezahlt. Wir waren dann zu Viert, ein französisches Ehepaar und ein spanischer Pilger, namens Jesus, aus San Sebastian. Gemeinsam gingen wir zum abendlichen Pilgermenü auf der anderen Strassenseite.

Heute Früh um genau gesagt, 07:54 Uhr saß ich wieder auf dem Rad in Richtung Cáceres, in der Hoffnung einen Fahrradladen zu finden. Gelandet bin ich letztendlich bei einem Karrosseriespengler, der mir 2 neue Halterungen geschweißt hat. In letzter Minute fand ich in Cáceres wieder eine Pilgerunterkunft bevor es bei 6 Grad zu schütten begann. 


Und jetzt sitze ich in einer Bar mitten in der Altstadt, draußen schüttet es aus allen Kübeln, die es wahrscheinlich gibt. Die nächsten Tage soll das Wetter übrigens auch nicht besser werden.

Circa 12 km vor Cáceres stehen diese beiden Burgen, die man scheinbar auch besichtigen kann.


Dann geht es über Stock und Stein herab in ein Gewerbegebiet von Cáceres, wo ich den Spengler fand.

Cáceres ist natürlich auch eine alte Römerstadt, zwischenzeitlich von den Westgoten zerstört, von den Mauren erobert und wieder aufgebaut, und irgendwann 1229 wurde die Stadt in Besitz genommen und zwar von Alfonso IX, König von Leon. Er soll den Beinahmen „El Baboso“ getragen haben, da er bei Wutanfällen Schaum vor dem Mund gehabt haben soll. 

Die Altstadt wurde im Jahr 1986 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Eigentlich wollte ich weiter fahren, aber die Fahrradreparatur und der heftige Regen wollten dass ich bleibe und mir die Stadt ansehe. 


Ich bin hier in Spanien zum 3. Mal mit dem Fahrrad unterwegs, und man wird immer wieder überrascht, wie unterschiedlich diese Land sein kann. Ich bin stundenlang durch relativ eintönige Korkeichenwälder und Olivenanpflanzungen gefahren, habe intensiven Ackerbau gesehen, aber auch felsenreiche karge Grünlandgebiete, in denen nur Rinder und Schafe weiden. Die Ortschaften sind sehr gepflegt und sauber, anders als im Landesinneren von Portugal. Portugal ist scheinbar das ärmste Land Europas, nimmt man die ehemalige Ostblockstaaten aus.

Die Spanier sind ein sehr stolzes Volk, und auch zurecht. Sie sind offen und hilfsbereit, zumindest habe ich nichts anderes erlebt. 

Der Jakobsweg ist eine Kombination aus der Landschaft, ihrer Kultur, Menschen aus allen Herren Ländern und einer zum Nachdenken anregenden Einsamkeit. Diesen geschichtsträchtigen Boden meint man zu spüren. Ich werde mir jetzt ein Bier kaufen, und auf das Abendessen warten.