Storslet – Talvik
Gestern habe ich einen Fehler gemacht, denn wäre ich 5 Kilometer weiter gefahren, hätte ich nicht in diesem schäbigen Campingplatz übernachten müssen. Pavel kam übrigens auch zu diesem Platz, bezahlte wie ich, schaute mich nach 10 Minuten an, und sagte, ich fahre jetzt weiter. Ich hätte mein Zelt wieder abbauen müssen, und dazu hatte ich keinen Bock. Also musste ich hier bleiben, die Dusche ließ ich aber ausfallen. Um 22 Uhr hat es mich dann derartig gefroren, dass ich mich in meinen Schlafsack zurückzog, mit voller Bekleidung. Nutzt ja nix, „derfroren sind schon viele, derstunga no koana“.
Für die Menschen, die der bayerischen Sprache nicht mächtig sind, möchte ich diese Weisheit kurz übersetzen, bevor ich weiter berichte. „Es gibt wohl viele Menschen die erfroren sind, an ihrem eigenen Gestank wahrscheinlich keiner“.
Mitternacht wachte ich schweißgebadet auf, denn die Mitternachtssonne hat jetzt mein Zelt erreicht, und schon gewärmt. Welche Wohltat.
Um 07:45 Uhr war ich mit dem Packen fertig, und es ging recht schön weiter, auf eine Anhöhe zwischen 2 Fjorden. Das waren zum Start lockere 270 Höhenmeter ohne Frühstück und ohne Lust, denn beim Fahren war es kalt. Allerdings kam ich recht schön in Tritt, sodass ich gut vorankam.
Rechts neben Straße Rentiere, welch eine Überraschung. Das waren sicher 200 Stück, sie beäugten mich, und legten dann den Verkehr lahm. Nach einem Kilometer kam dann dieses Warnschild!
Achtung es queren zunächst Elche, danach Rentiere
Unterwegs traf ich wie schon gestern einen Bus voller Österreicher, vornehmlich aus Graz. Ich wurde auf ein Bier und auf einen Kaffee eingeladen, „grod schee wars“.
Kurz bevor ich diesen Ort hier erreichte, kamen mir noch mit dem Fahrrad 2 coole Letten aus Riga entgegen, und erklärten mir, dass sie über Finnland gefahren sind, mit dem Ziel nach Berlin zu fahren. Von den beiden Landsleuten aus Seeon am Chiemsee nicht zu sprechen, denn die sind mit dem Rad nach Kiel, dann auf die Hurtigrute, und jetzt geht es nach Hause.
Lauter verrückte, in ich mittendrin!
Seit ein paar Tagen grüßen mich nun auch die Motorradfahrer, als wäre ich einer von ihnen. Jetzt habe ich mir eine Fischerhütte gemietet, direkt am Fjord, schreibe Tagebuch und höre Radio Charivari ungefähr 300 Kilometer vom Nordkap entfernt.