Kenmare – Balbriggen
Das ist die Strecke, die ich heute hinter mich gebracht habe
Meine Fahrt hatte ich eigentlich ganz anders geplant.
Mit grob geschätzten 9000 km von Sevilla zum Nordkap auf dem Eurovelo 1, kalkulierte ich pro Woche gute 500 km. Das ist normalerweise leicht machbar. 70 km am Tag klingt wirklich nicht übertrieben, doch sollte man bedenken, dass mindestens 20 kg Gepäck und das Fahrrad vorwärts bewegt werden muss, und zwar mit Muskelkraft und Selbstmotivation. Das Wetter kann die Planung schon gewaltig stören, ebenfalls schlechte Straßen und ungenügende Beschilderung. Bringt man dann einmal nur 30 km auf den Tacho, müssen die 40 fehlenden Kilometer wieder aufgeholt werden, um den Durchschnitt von 70 km zu erreichen. Und dann wird’s natürlich schon schwieriger.
Man kann aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, mit Zug und Bus.
Dazwischen ist aber auch ab und zu eine Pause nötig, denn der Körper wird im Laufe der Zeit immer müder, und verliert die Lust.
Fast sieben Wochen bin ich jetzt unterwegs, zuletzt in Kenmare im Südwesten Irlands. Gerald Hofmaier hat sich die Zeit genommen und mir viel gezeigt, und auch viel erzählt, von Land und Leuten und von der Fischzucht. 3 Tage konnte ich mein Fahrrad ignorieren. Man kann sich nicht vorstellen, wie gut mir diese 3 Tage getan haben.
Eigentlich wollte ich weiter die Westküste hochfahren, um dann nach Osten in Richtung Belfast zu fahren. Das ist die Radroute, die ich mir halbwegs eingebildet hatte. Nachdem ich aber schon am Freitag in Glasgow sein möchte, habe ich mich entschlossen mit dem Bus von Limerick nach Dublin zu fahren. Von dort aus geht es dann weiter an der Ostküste nach Belfast zur Fähre nach Glasgow.
Gerald hat mich heute mit dem Auto nach Limerick gebracht, sodass ich heute den größten Teil meiner irischen Etappe auf einen Schlag zurück legen kann.
Jedenfalls hat mich Irland beeindruckt, vielleicht sogar gewonnen. Heute hat es fast 20 Grad, und die Natur scheint zu explodieren. Der Frühling hat mich jetzt eingeholt, es hat ja lang genug gedauert.
Jetzt, 60 km westlich von Dublin ist das Land flach, die Felder sind wieder größer und es wird wieder Getreide angebaut.
Obwohl wir, Gerald, Fionna und ich eigentlich gar nicht kennen, fiel mir heute der Abschied schwer. Ich fahre wieder weiter ins Ungewisse und weiß nicht, wo ich heute Abend wieder landen werde. Da entdecke ich immer wieder eine kleine Unsicherheit, die man vielleicht mit kluger Vorsicht umschreiben könnte. Gerald meinte, man müsse in den großen Städten schön vorsichtig sein, aufs Radl aufpassen, und sich auch nicht ausrauben lassen. Das tu ich sowieso!
Langsam geht die Reise weiter in den Norden. Um den 15. Mai werde ich wohl in Aberdeen sein, dann geht es weiter nach Bergen in Norwegen. Es verbleiben geschätzte 4000 km. Wie ich nach Bergen komm werde, ist mir tatsächlich noch nicht klar, aber es wird klappen, da bin ich mir sicher.
Manchmal fühle ich mich total befremdet, wenn ich neben mir stehende Menschen englisch sprechen höre.
Gerald ist noch einen schönen Umweg gefahren um mir den Killarney Nationalpark zu zeigen.
Sensationeller Ausblick vom Molls Gap
Als ich mit dem Bus durch Dublin gefahren bin, war ich heilfroh, dass ich hier nichts reserviert habe. Am Flughafen packte ich mein Rad, es war kurz vor 18 Uhr und radelte nochmals 23 km nach Norden. Hier in diesem eher unschönen Kaff gibt es, und zwar weit und breit weder ein B&B noch einen Campingplatz. Um kurz vor 8 Uhr nahm ich dann das Hotel.
Dann machte ich noch einen schönen Spaziergang an den Strand, an dem das halbe Dorf beim Sport war. Toll!
Hallo Alois, bin jedes mal wieder beeindruckt: Über deine Leistung auf dem Fahrrad 🚴 Aber auch über deine so informativen Berichte. Freue mich jeden Tag aufs neue 😀😀 Wünsche dir weiterhin viel Energie LG Gerhard
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