Hofles – Kolvereid
Nachdem ich also gestern gegen 18:30 Uhr meine Hütte bezogen, machte ich meinen Drahtesel frei von diesem irren Gepäck, und fuhr mit dem Rad, in das Restaurant neben der Fährstation, die ja nur einen Kilometer weg ist. Allerdings packte ich noch meine gesamten Campingutensilien aus um sie in der Sonne und im Wind zu trocknen. Die Heizung drehte ich der Hütte auch noch auf volle Leistung.
Dort, in diesem Restaurant nahm ich noch eine Kleinigkeit zu mir – ein Pizzastück und ein Bier – schrieb mein Tagebuch und fuhr dann wieder zu meiner Hütte. In der Hütte war es noch nicht allzu warm, also machte ich meinen fast allabendlichen Spaziergang, der mir, meinen Knochen und meiner Muskulatur mehr als gut tut. Dabei lernte ich ein Ehepaar aus Dresden – sprich Dräsdn – kennen. Nette Menschen und eine nette Unterhaltung hielten mich aber trotzdem nicht auf zurückzukehren, denn ich war komplett verfroren. Schade eigentlich, denn die beiden waren mir auf Anhieb sympathisch. In meiner Hütte hörte ich BR 1 und las ein Buch. Gegen 11 Uhr legte ich mich hin. Ich wachte erstmals um 6 Uhr auf, machte nocheinmal die Augen zu und stand dann endgültig um 08:30 Uhr auf. Die Campingplatzchefin gab mir Kaffeepulver, sodass ich mir 3 Tassen Kaffee kochen konnte, während ich die Mittelbayerische Zeitung verschlang. Das ist für mich wirklich einmalig, dass ich zum Frühstück in der Ferne die heimatliche Zeitung lesen kann.
Als ich mit einem Freund telefonierte, kam Brit, die Dresdnerin und lud mich zum Frühstück ein. Ich war da schon sehr überrascht, denn wir sprachen ja nur 20 Minuten am Vorabend. Wir saßen also da, tranken Kaffee und genossen das Frühstück in der kalten Nordsonne. Als ich dann um halb eins dann endlich wieder weiter fuhr, gingen mir in diesem furchtbar starken Gegenwind die Menschen durch den Kopf, die mir auf meiner Reise ihre volle Symphathie und Hilfsbereitschaft entgegen brachten. Das bewegt mich sehr, denn das ist alles nicht selbstverständlich.
Ja, es ist fast unglaublich, was ich täglich Neues erleben darf.
Nach 19 Kilometern erreichte ich den nächsten Ort, Kolvereid. Ich ging in den Supermarkt und kauft mir wieder Obst, Müsliriegel und Kekse, sodass ich gut über den Tag komme. Im Kaffeehaus kaufte ich mir einen Cappuccino um die weiter Strecke abzuchecken, wie weit ich fahren werde, wo ich übernachten kann, aber auch wie ich dann morgen weiterfahren werde.
50 Kilometer weiter nördlich ist dann der einzige Campingplatz mit Hütten, und ich hätte jetzt das Gefühl, dort anrufen zu müssen. Lange Rede, kurzer Sinn, die Hütten sind ausgebucht, der Chef der Anlage, ein Deutscher rief mich 30 Minuten später an, dass es hier weit und breit nichts mehr gäbe.
Aha, was tun sprach Zeus.
Es wird heute Nacht wieder richtig kalt werden, also Zelten schließe ich aus. Dann bleibe ich hier, wasche meine Wäsche, besorge mir noch einen Kocher und Campinggeschirr, und fahre morgen weiter, ist mein Beschluss. Denkste auch hier gibt es keine Hütte. Also fahre ich kurzer Hand nach Rørvik, und werde mit der Hurtigrute weiterfahren. Und da sitze ich jetzt beim kurdischen Italiener und warte blogschreibend auf das Schiff.
Allerdings war das ein wahrlich heißer Ritt hierher, über 2 Brücken in Richtung Westen. Der Wind kommt von Norden, mit in Böen bis zu 7 – 8 Windstärken. Das ist ein richtiger Sturm. Ich schob mein Rad, denn ich hatte Angst, dass mich eine Bö vom Fahrrad bläst. Und das bei 6 oder 7 Grad Celsius, beziehungsweise gefühlten Minusgraden. Auf der Brücke konnte ich die Kamera kaum noch ruhig halten.
Wie weit ich jetzt fahren werde, kann ich noch nicht sagen, denn es zieht morgen eine Schlechtwetterfront über Norwegen und das mit Schnee.
Und dahoam wars so schee!
Noch ein paar coole Aufnahmen.