TMI Riiko Reino Fofonoff – Ivalo River Camping
Die Strecke ist etwas falsch, weil die ersten 20 Kilometer fehlen, ich habe vergessen die Uhr einzuschalten
Wie schon berichtet, war ich gestern richtig durchnässt und unterkühlt. Ist ja auch logisch, wenn man 4 bis 5 Stunden bei Dauerregen auf dem Fahrrad sitzt. Schlimm war die Kälte besonders an den Händen und den Füßen. Sowohl die Handschuhe als auch die Schuhe konnten der Nässe nicht trotzen. Die Hütte, in der ich dann Asyl bekam war ok, wenngleich keine Sauna vorhanden war, denn die hätte mir gut getan. Samt Klamotten habe ich mich dann in meinem Schlafsack verkrochen, sodass ich sogar ein bisschen schlafen konnte. Abends machte ich mir Nudeln, dann legte ich mich wieder in die Kiste, während draußen der eiskalte Nordwind durch die Bäume blies.
Leicht verschnupft stand ich heute früh auf, um auf den Bus zu warten, denn ich werde die nächsten 60 km Busfahren. Das Wetter soll ab Mittag besser werden. Dann wird es Schluss sein mit dem Regen.
Im Internet habe ich schon gelesen, dass das finnische Lappland eine gottverlassene Gegend sein soll. Damit habe ich aber wirklich nicht gerechnet. Der nächste Supermarkt ist 50 km entfernt, der nächste Bankautomat 80 oder 90 Kilometer.
1000 Kilometer durch einsame Wälder und Wildnis, darauf muss ich mich gefasst machen.
Es wechseln hier reine Nadelwälder mit Birkenwälder und gemischten Wäldern ab. Dazwischen sieht man viel viel Wasser, Seen und Felsen.
Das Land ist hügelig, eher wellig fast flach. Ich wüsste jetzt nicht was ich hier fotografieren könnte. Alles sieht gleich aus.
Der Busfahrer meinte, jetzt machen wir eine kurze Kaffeepause, was ich nur bedürfen konnte. In dieser Kaffeehaus-Restaurant-Supermarkt-Tankstellenkombination kaufte ich mir eine Tasse Kaffee, während der bis jetzt schweigende Finne ein Bier in sich hineinschüttete. Es war wohl 10 Uhr vormittags, das war sicher sein Frühstück, nach dem Motto, „hast du heute schon gefrühstückt?“
„Nein, keinen Tropfen!“
Als erstes suchte ich den Bankomaten, der allerdings „Ort of Order“ war. Also gab es wieder keine Kohle. Die gibt es erst im nächsten Ort. Allerdings kaufte ich mir einen Kaffee und ein Brötchen. Während eines Telefonates kam ein Radfahrer aus Zwickau in das Restaurant und wir kamen sofort ins Gespräch.
Er, Horst, ist am 19. April gestartet, fast 60 Jahre alt, und auf dem Fahrrad ein „Viech“ wie der Bayer zu sagen pflegt. Jedes Jahr legt er mit dem Fahrrad ungefähr 17.000 Kilometer zurück. Ich habe da nicht im Ansatz eine Chance.
Horst und ich, von den beiden Campern aus Eschwege auf einen Kaffee eingeladen!
Der Nachmittag verlief dann regenfrei, wir wurden noch zum Kaffee eingeladen, und kauften dann gemeinsam zum Abendessen.
Wir haben uns nun gemeinsam eine Hütte gemietet, die Skandinavier sagen dazu „Cabine“. Das ist jetzt wirklich eine Cabine, ein Stockbett, Kühlschrank und Mikrowelle und ein WLAN Router.
Kleiner geht es fast nicht mehr.
Jetzt habe ich Rentierfilet mit Nudeln gekocht – ich möchte sagen eine geschmackliche Explosion im Gaumen. Dazu eine Flasche Rotwein aus dem Veneto, einen Campofiorin von der Kellerei Masi, ein geschmackliches Highlight für den auf das Überleben reduzierten Survivalradler!
Morgen geht es wieder weiter in den Süden, das sind noch ungefähr 1200 – 1300 Kilometer nach Helsinki.