20.7.2017

Bauska – Hotel Bistrampolis


Gestern Abend war mal wieder ein ruhiger Abend, ich genoss die Ruhe und das Alleinsein. Die Hotels hier sind unwesentlich teurer als die Campingplätze in Skandinavien. Überhaupt bezahlt man hier für einen Cappuccino zwischen 1 und 2 Euro. Naja, das Frühstück ist nicht gerade empfehlenswert, was man bei diesen Preisen auch verstehen kann.

Um halb zehn quälte ich mich wieder auf mein Fahrrad und stellte mir, wie so oft die Frage, ob das alles überhaupt Sinn macht. Natürlich, rede ich mir ein, ich werde fit, sehe die Welt, lerne viele nette und interessante Menschen kennen und stürze mich quasi von einem Abenteuer ins nächste. Ich habe ein unglaubliches Glück, dass ich das machen kann. Allerdings habe ich auch ein unglaubliches Sitzfleisch, und zwar in jeder Hinsicht, dass ich diese „Strapazen“ durchhalte. 

Das ist nahezu die tägliche Konversation, die ich mit mir, oft mehrmals am Tag, führe. 

Ich suchte mir heute eine ruhigere Straße aus, die scheinbar kaum länger ist als diese komische Hauptverkehrsader zwischen Polen und Tallinn, die Via Baltika. Nach ein paar Kilometer auf einer mehr als ruhigen Teerstrasse kam der Schotter. Solch ich weiterfahren, soll ich umdrehen? Ich drehe doch nicht um, das mache ich doch nicht, ich werde den weiteren Weg schon finden, denn plötzlich sollte ich in eine Sackstrasse fahren, oder weiter in Richtung Westen, ins Niemandsland. Das habe ich dann gemacht, orientierte mich ausschließlich nach der Fahrtrichtung und dachte mir, „des werd dann schon passen“. So war es dann auch, und ich war stolz, dass ich cool geblieben bin. Plötzlich kam ich an die Lettisch-Littauische Grenze.


Wieder keine Grenzkontrollen, wieder kein Währungswechsel! Ist das nicht ein Sieg der Freiheit, ein humanistischer Sieg? Die Menschen hier wurde Jahrhunderte hin und her geschoben, deportiert und hingerichtet. Tag, täglich denke ich darüber nach, denn mein Vater war im Krieg in Russland, und erlebte viel Leid. 

Ich denke, dass wir in Deutschland eine Zeit erleben durften, die wahrscheinlich als die beste Zeit, die Deutschland jemals erlebt hat, in die Geschichte eingehen wird. 

Immer wieder sieht man Mahnmale des 2. Weltkriegs, aber auch des Jochs der Unterdrückung.

Man hat ja viel Zeit, wenn man so unterwegs ist wie ich jetzt, und man versucht sich eine eigene Philosophie zurecht zu legen. 

Der Rückenwind hat mir heute richtig gut getan, wenn er auch nicht sonderlich stark war. Campingplätze Scheit es hier kaum zu geben, und wenn dann halt nur in den Ballungsräumen. 

Das Land ist so flach wie eine Flunder, und außer intensiver Landwirtschaft gibt es hier nichts. Die Felder sind unvorstellbar groß und man merkt, dass hier Profis am Werk sind. Soweit ich es beurteilen kann sind die Bestände gut. Es wird Raps, Wintergerste, Weizen aber inzwischen auch Mais und sogar Soja angebaut, was mich sehr überrascht.

Links Weizen – rechts Mais, der aber recht mickrig aussieht.

In Panevėžys wollte ich mir eigentlich ein Zimmer suchen, doch entschied ich mich weiterzufahren. Vorbei an einer alten Mühle ging es nochmals 15 Kilometer weiter in super Hotel, in dem ich inklusive Frühstück 32 Euro bezahle.

Hotelpark


Hotel und Fechtkurs im Garten

Heute bin ich 109 Kilomter gefahren, das war easy going. Morgen werde ich dann nach Kaunas fahren. Am Sonntag werde ich wohl die erste Nacht in Polen verbringen.