Heilsberg – Satkovice
Heute früh würde ich von strahlendem Sonnenschein geweckt. Keine einzige Wolke war am Himmel. Das ist doch mal wieder eine Ansage. Als ich mir aber den Wetterbericht hineinzog, und zwar von Heilsberg und dann von Elbing, dann würde mir schon ganz anders. Es sollte dort den ganzen Tag stark regnen, genauso wie in Danzig. Egal, ich gehe jetzt ins Pfarrhaus zum frühstücken, dann fahre ich weiter. Die Leute hier sind unheimlich nett, und die Pfarrerköchin hat scheinbar große Freude daran, andere zu mästen. Es gab neben Rühreiern, diversen Wurstsorten, gekochtem und rohem Schinken, Tomaten mit Zwiefeln, Frischkäse, Hartkäse, dreierlei Marmeladen, und Vollkornsemmeln Kaffee und Tee. Ja, wo gibt’s denn sowas? Ich fragte noch, ob wir noch ein Foto machen könnten, mit den beiden Köchinen, dem Dekan und mir.
Gibt es diese Gastfreundschaft in Deutschland?
Ich werde immer wieder überrascht von dieser Offenheit und Vertrauensseligkeit, die ich so sicherlich nicht kenne.
Auf Wiedersehen sagte der Dekan wörtlich, und begleitete mich hinaus. Dann ging es wieder weiter, und ich bin um ein Erlebnis reicher. Nach rund 10 Kilometern erklärte mir ein polnischer Jogger, dass ich diese alte Eisebahntrasse nehmen sollte, das sei der offizielle Radweg. Das war einerseits gut, denn der Weg ging vornehmlich durch den Wald, das heißt, dieser stürmische Wind war bei weitem nicht so stark. Andererseits würde ich von selbstmörderischen Mücken invasionsartig überfallen, dazu kamen noch dicke fette Pferdebremsen, die mich aus sicherer Entfernung umkreisten. Ich denke, dass ich gut und gerne 50 Stiche abbekam.
Derartig auf Abwehr konzentriert, habe ich dann noch dazu meinen Weg verloren. Mobilfunkempfang war auch keiner mehr da, sodass ich mich an der gerade noch scheinenden Sonne orientierte. Der Waldweg war breit aber sehr sandig, und dieser war nass.
Einfach cool bleiben, redete ich mir immer wieder ein.
Irgendwann traf ich dann Ranger, die mir den rechten Weg dann zeigten. Ich wollte natürlich sagen, den richtigen Weg. 34 Kilometer weiter standen schon dunkle bis schwarze Wolken am Horizont, und warteten darauf, mich nass zu machen. Einmal war ich nämlich schon nass, nämlich in diesem dämlichen Forst. Ich musste durch eine Pfütze fahren, sagen wir, es war ein kleiner See, quer über den Waldweg und ungefähr 15 Meter lang. Ich wählte die ganz rechte Seite in der Hoffnung, dass ich nicht nass werde. Die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht wahr? Mit beiden Beiden musste ich voll in diese Brühe. Diese Schuhe muss ich wohl zum Sondermüll bringen.
Gut, komme ich wieder zu diesen bedrohlichen Wolken. Ich kaufte mir als erstes einen Kaffee, und analysierte das Regenradar, und die Wettervorhersage für die nächste Orte. Ich werde wohl nass werden, denn 28 Kilometer fahre ich noch in eine Pension, das ist Fakt. Ich wurde dann wirklich total abgespült.
Jetzt sitze ich hier in der Pension, frisch geduscht, mit einem Bier und warte auf das Essen. Guter Tag, kurzer Trip und Zufiedenheit, braucht man noch mehr?