Lom – Sofia
Der Tag ging ja heute wieder gut an. Als ich um 8 Uhr starten wollte, musste ich dummerweise feststellen, dass die Luft im Vorderreifen wieder weg war.
Es hat mir also kein Mensch die Luft aus dem Reifen abgelassen. Da habe ich Unsinn verbreitet. Es war aber naheliegend.
Ich suchte mir ein Fahrradgeschäft, was aber erst um 10 öffnete. Was soll ich nun tun? Meine Luftpumpe ist verschwunden, ich benötige also Hilfe. Und da sehe ich doch einen Bulgaren, wie er hier einen Verkaufsstand mit Fahrradutensilien aufbaut. Ohne groß zu fragen half er mir, wir tauschten den Schlauch. Und der war nun auch kaputt. Das heißt, im Mantel steckt die Ursache, und so war es auch. Ein kleiner Dorn ließ mir die Luft aus.
Als ich dann mit dem Wechseln des Schlauches fertig war, war es schon kurz nach neun Uhr, und ich beschloss nun, mit dem Zug nach Sofia zu fahren. Und da sitze ich jetzt. Im Zug nach Sofia, einmal umsteigen, 5 Stunden für knappe 200 Kilometer, aber genau kann ich das nicht sagen, weil ich hier nichts verstehe. Aber irgendwie geht das schon.
Im Zug hatte ich genug Zeit, mich in Wikipedia über Land und Leute und die Geschichte des Landes zu informieren. Bulgarien ist jedenfalls der ärmste Staat der EU. Das ist auch mein bescheidener Eindruck.
Das Hotel nahm gestern 30 € für die Übernachtung, im Vergleich zu dem Hotel in Widin vollkommen überteuert, zumal es nicht einmal ein Frühstück gab. Und das Essen war auch mehr als mäßig.
Na, auf alle Fälle muss man immer aus der Not die Tugend machen, und einfach mit dem Zug weiterfahren. Ich spare mir ohnehin nur einen Tag. Morgen geht es dann tatsächlich mit dem Zug weiter nach Thessaloniki, ab da werde ich wieder weiterradeln, bis nach Athen. Dort werde ich ungefähr am 1.10. eintreffen. Dann geht’s weiter nach Patras, wie weiß ich noch nicht, von dort aus mit dem Schiff nach Venedig beziehungsweise Triest. Das sind nochmals 3 Tage. Dann dauert es wohl noch eine Woche bis ich wieder vor Anker gehen werde.
Die GPS Funktion meiner Uhr hat heute gestreikt – warum, kann ich nicht sagen!
Jetzt sitze ich gerade im Hotel in Sofia, habe einen kurzen Spaziergang gemacht, und bin von dieser Stadt sehr enttäuscht. Was heißt hier enttäuscht, das hätte ich einfach nicht anders erwartet.
Allerdings war die Fahrt mit dem Zug hierher nach Sofia atemberaubend. So stellt man sich den Balkan vor. Schroffe Felslandschaften, schöne Bergflüsse und Bergdörfer, unberührte Natur einfach. Da ist es direkt schade, dass ich mit dem Zug gefahren bin. Ich habe aber meinen Zeitplan, und den möchte ich einhalten. Der Zug war fast voll, und mein Fahrrad stand da, als würde es gar nicht dazu gehören. Die Leute beäugten und musterten mich, denn soviele Fahrradreisende wird es hier nicht geben. Hier gibt es überhaupt ganz wenige Radfahrer.
Morgen Nachmittag um 15 Uhr fährt dann der Zug nach Thessaloniki, um 22 Uhr bin ich dann erst dort. Dann heißt es Zimmer suchen, Essen und schlafen.
Auf meiner Reise habe ich jetzt die 2 europäischen Extrema gesehen, das reiche Norwegen, und die Armut pur. Auch Bulgarien wird es schaffen, dieser trostlosen Armut zu entfliehen, doch das wird meines Erachtens eine wenn nicht zwei Generation dauern.
Zum Schluss noch ein paar Eindrücke von Sofia!
Umsteigebahnhof
Abendstimmung vor dem Gewitter