Agiokampos – Thiva
Gerade noch 70 Kilometer sind es noch nach Athen. Denn heute bin ich wieder gute 100 Kilometer geradelt, gestern waren es ja ungefähr 120 Kilometer. Und das bei diesem wechselhaften Wind und den schwülwarmen Temperaturen.
Gestern habe ich mit dem Besitzer der Pension vereinbart, dass ich 7:30 Uhr zum Frühstücken kommen wolle. Ok, meinte er, dachte sich, der kann mich mal, kassierte, und kam dann heute nicht. Die Saison ist beendet, was soll’s? Nach 15 Minuten des Wartens, bin ich dann einfach los gezogen, und dachte mir, der kann sein Frühstück jetzt selber essen..
Griechenland ist ein bergiges Land, und das bekam ich auch wieder zu spüren. Und auf Fahrradfahrer sind die Griechen definitiv nicht programmiert. Rechts und links der hiesigen Autobahnen, verlaufen eben parallel die Nationalstraßen, auf denen ich mich bewege. Hier ist praktisch kein Verkehr, allerdings nervt halt die Lautstärke der Autobahn. Ich fahre jetzt übrigens mehr in der Mitte, um die Dörner, die meine Reifen zerschneiden, zu vermeiden. Mittags, als ich mir einen Kaffee und ein Cola gönnen wollte, würde ich dann von ein paar Griechen angesprochen, dass ich ein typisch deutsches Aussehen hätte. Die waren nicht nur total nett, sondern auch lustig. Die beiden leben nun schon seit 1961 in Deutschland, sind aber jetzt in der Rente meistens in der Heimat.
Alle Griechen in der Taverne sagten mir, ich solle links der Autobahn fahren, das wäre der beste Weg. „Ja, mi leckst am Arsch“, die sind wahrscheinlich noch nie mit einem Fahrrad unterwegs gewesen. 400 Meter musste ich auf einem Pfad der nur einen Meter breit war schieben, wobei es links 50 Meter fast senkrecht bergab ging. Ich musste jetzt vorsichtig werden.
Immer cool bleiben, redete ich mir ein, ohne zu wissen wie es dann weiter gehen wird. Und es wurde nun richtig lustig, denn die alte Straße endete vor einem nieder gedrücktem Zaun. Jenseits dieses Zauns ist die Autobahn. Durch diese Lücke schob ich nun mein Rad. Dann ging es weiter auf einem 500 Meter langem Pfad, der final vor einem Zaun endete. Soll ich jetzt die 15 Kilometer zurück schieben und radeln? Nein, ich warf der Reihe nach zuerst das Fahrrad, dann meine beiden Satteltaschen und meinen Rucksack über den Zaun, und dann mich!
Über diesen Zaun musste ich nun drüber!
So hatte ich heute wieder einen spannenden Tag, abgesehen von den Hunden, die mich wieder attackierten. Jeder Tag birgt ein neues Abenteuer, aber immer die gleiche Realität. Nach genau 100,5 Kilometern bin ich nun in Thiva angekommen. Wieder habe ich über Booking.com buchen müssen, denn hier im Landesinneren ist die Zimmersuche doch relativ schwierig, und deshalb auch relativ teuer. Als ich heute früh auf die Fähre wartete, sah ich 2 Radfahrer mit Gepäck an mir vorbeifahren, das waren die ersten, die ich sah. Griechenland hat jedenfalls das Fahrradfahren noch nicht entdeckt. Das merkt man auch daran, dass ich bis jetzt noch keinen einzigen Fahrradweg gesehen habe.
Die Landschaft ist grandios, und die Menschen ebenfalls, obwohl man sicherlich aufpassen muss nicht über den Tisch gezogen zu werden. Noch ein paar Bilder, um einen kleinen Eindruck zu vermitteln – ohne weiteren Kommentar!
Das Wandern ist des Müllers Lust,
der Radler hat manchmal seine Frust.
Ich kann es nicht Fassen, aber du wirst es schaffen.
allzeit gute Fahrt,
Therese und Yves
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