Mestre – San Donà di Piave
Die längste Fährfahrt meine Fahrradreise ist endlich zu Ende. Von Montag Nacht, 23:59 Uhr bis Mittwoch früh 8:00 Uhr ohne Bett, mit vielleicht 6 oder 7 Stunden Schlaf sind jetzt überstanden. Zu dem, dass sowohl die Kabinen als auch die Ruhesitze ausgebucht waren, musste man sich auf den wenigen Couchen früh einen Platz sichern, um nicht am Boden liegen zu müssen. Diese Fähre war wirklich unter aller Kanone, ein schwimmendes Beispiel für die wirtschaftliche Depression Griechenlands.
Direkt über meinem Schlafplatz befand sich der Schacht der Klimaanlage, die mir permanent das Gefühl gab, ich würde gerade mit 70 Sachen die Pisten des Hintertuxer Gletschers hinunter rasen. Warm anziehen war hier die Devise. Neben mir lagen rechts ein perfekt deutsch sprechender Französisch sprechender Friseur, der seit Jahren auf der griechischen Insel Leros sein Handwerk betreibt. Links von mir, Falk ein Regensburger Student und dann noch Sebastian, ein kroatischer Geographie Student, der in früh aussah, als wäre er Catweazle Junior. Also zum Lachen hatte ich genug. Dann natürlich Hans aus Göppingen, der 80-jährige Bruder unseres ehemaligen Werkstattleiters mit seiner Frau und ein Ehepaar aus Burghausen, mit denen ich den ganzen Nachmittag interessante und kontroverse Gespräche geführt habe. Es ging hauptsächlich um die Postion der AfD und deren Auftreten und Ziele.
So verging der Tag trotzdem wie im Fluge, welch Glück, und ich traf nette und interessante Menschen.
Heute früh um kurz nach 5 Uhr war ich wieder wach, ich war jetzt aber wie gerädert. Leider sind wir nicht an Venedig vorbei gefahren, darauf hatte ich mich schon gefreut, sondern haben im 10 Kilometer entfernten Hafen angelegt. Es wäre super schön gewesen, diese beeindruckende Stadt beim Sonnenaufgang fotografieren zu können. Nachdem ich keine Internetverbindung zu Stande brachte, weil mein Handy jetzt scheinbar den Geist aufgegeben hat, beschloss ich, mit dem Rad nach Mestre zu fahren. Begleitet wurde ich nun von Sebastian, der auch mit dem Fahrrad unterwegs ist. Zum Glück war er dabei, als ich wieder einen Plattfuß fuhr. In Mestre lud ich ihn zum Abschied auf einen Cappuccino ein, wir tauschten noch Email Adressen aus, und machten noch ein gemeinsames Foto.
Auf der Superstrada 14 startete ich dann in Richtung Udine. Nach 50 Kilometer suchte ich mir jetzt eine Pension, weil ich das Gefühl hatte, beim Radeln im Sattel einzuschlafen.
Zum Glück hat mir Tobias sein altes IPhone geliehen, weil ja mein Router seine Funktion aufgegeben hat, sodass ich meine SIM-Karte nun im anderen Handy habe. Jetzt habe ich wieder mobiles Internet, und die Welt ist wieder in Ordnung. Jetzt ist es wirklich an der Zeit, denn langsam geht alles kaputt.
Der Router, das IPhone und selbst mein Standardobjektiv haben kapituliert. Die Kamera kann ich seit 4 Wochen nur noch mit dem Teleobjektiv benutzen, die anderen Aufnahmen mache ich jetzt mit dem IPhone.
Ich habe mir einen neuen Rucksack kaufen müssen, denn der Alte ist überall auseinander gefallen. Meine Jeans ist weitgehend verfault, und viel zu groß, sodass ich sie auch schon entsorgen musste.
Das Wetter soll die nächsten Tage umschwenken, es soll kalt werden, und auf meiner geplanten Strecke soll es sogar zu schneien beginnen. Das ist mir jetzt aber wirklich vollkommen schnurzegal. Morgen werde ich mir dann, wenn ich in Udine angekommen bin den weiteren Weg überlegen.
Wie schön war das heute, als ich mein Mountainbike wieder unter meinen lädierten Arschbacken spüren durfte, und mir der Fahrtwind meine durchgestylte Frisur durcheinander brachte.
Morgen muss ich um die 100 Kilometer radeln, abends soll es gewittrig werden, also muss ich frühzeitig aufbrechen.
2 müde Fahrradkrieger beim Abschiedstrunk!
Schlafplatz an Bord der Fähre – für 2 Nächte!