Heute Nacht habe ich super gut geschlafen, erst durch den Wecker wurde ich wach. Draußen stürmte es immer noch mit Böen bis zu 10 Beaufort, eine Situation die das Fahrradfahren einfach nur gefährlich macht. Auch egal, ich lade mir die Mittelbayerische Zeitung, wie jeden Tag auf mein MacBook, und gehe zum Frühstück. Ein üppiges Frühstück hilft mir immer über den Tag, sodass ich tagsüber nichts zu Essen kaufen muss.
Ich konnte mir heute richtig Zeit lassen, denn bei diesen Windverhältnissen, wäre es sträflich, sich aufs Fahrrad zu setzten, zumal es hier in Kroatien keinerlei Fahrradwege gibt, und ich permanent mit dem laufenden Verkehr zu kämpfen habe, mit Autos und LKWs, die einfach nur einen halben Meter an mir vorbeidüsen, ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn mn von einem LKW überholt wird, wird man regelrecht angesaugt, ist der Überholvorgang dann vorbei, wieder in Richtung Bankett ausgespuckt.
Laut Wetterbericht sollte sich dieser Sturm im Laufe des Vormittags dann aber normalisieren. Nachdem ich mich ja eigentlich auf dem Eurovelo 8 befinde, dachte ich mir es gäbe wenigstens einigermaßen brauchbares Kartenmaterial, um auf weniger befahrten Straßen vorwärts zu kommen. Denkste, ich war in der Touristen Information bevor ich wieder lostigern wollte, um mich zu erkundigen. Es gibt einfach nichts. Als ich dieser rothaarigen und mindestens 190 cm großen Lady erzählte, ich wolle zu den Plitvizer Seen, schaute sie mich mehr als fragend an. Mit dem Fahrrad? Ist das dein Ernst? Da ist es eiskalt, es liegt Schnee, und die nächsten Tage soll sich das Wetter eher wieder verschlechtern.
Aha.
Also habe ich mich entschieden, zunächst auf die Insel Krk zu fahren, von da aus weiter auf die Insel Rab, und weiter über die Insel Pag nach Zadar zu reisen, wo ich voraussichtlich übermorgen ankommen werde.
Zur Navigation benutze ich immer Google Maps und Bikemap, welches mir ordentliche Straßen vorschlägt. Allerdings muss man permanent am Ball bleiben, und die Position überprüfen, um sich nicht zu verfahren, was mir heute das eine oder andere Mal passiert ist, als ich Rijeka verlassen habe. Diese Stadt ist einfach nur furchtbar – für mich.
Jetzt sitze ich in einem ordentlichen Wirtshaus, Zimmer mit Frühstück kostet 35 €, und trinke ein Radler. Die Fähre geht morgen früh um 7:45 Uhr, sodass ich um 7:15 das Haus verlassen muss.
heute war ein Tag, an dem ich mir das erste Mal die Frage gestellt habe, ob es nicht besser sei, umzudrehen. Diesen Gedanken habe ich aber sofort verworfen.
Das Leben wagen heißt Unsicherheit ertragen
© Anke Maggauer-Kirsche
(*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und ehemalige Betagtenbetreuerin in der Schweiz
Also fahre ich weiter in die Unsicherheit des Fahrradnomaden, freue mich auf die nächsten Wagnisse meiner Reise. Kein Mensch braucht glauben, ich wäre immer auf der total selbstsicheren Seite, nein, die Sicherheit über meine Entscheidungen muss ich mir immer erarbeiten. Und das ist gut so.
Grenzenloses Selbstvertrauen liegt meines Erachtens im Übergang zur Überheblichkeit!
Seit zweieinhalb Wochen schleppe ich nun schon meine Campingausrüstung mit. Momentan ist es mir einfach nur zu kalt, weil ich für die jetzigen Nachtemperaturen nicht gewappnet bin. Ich freue mich aber schon auf die erste Nacht im Zelt.
Wie ich morgen dann weiterkomme, kann ich noch nicht sagen, ich lasse mich einfach überraschen!
Track und Höhenprofil
So kann man auch wohnenZuversicht!
Lieber Radler Alois,
es ist sicher ganz normal öfters mal mit Selbstzweifeln geplagt zu sein – bei Deinen „Verrücktheiten“ möglicherweise auch zu selten! Jedenfalls bist Du gerade auf einem Fahrradtrip, den ich mit meinen Segelfreunden schon vielfach auf dem Boot erlebt habe und Deiner Aussage zu Rijeka kann ich nur beipflichten. Außerdem hatten wir im Bereich der Kvarner Wetterscheide schon echt schlimme Erlebnisse bis zum beinahe Verlust des Segelbootes und starten deshalb in den letzten Jahren weiter südlich z.B. ab Split oder Dubrovnik, wo uns die traumhaft schöne Inselgruppe der Kornaten immer wieder begeisterten. Also probiers doch mal ein Stück auf dem Wasser – schont auch den hintern und geht ungefähr so schnell, wie per Rad!
Bis bald und lG aus der Heimat sendet Dir Anton E.
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Lieber Alois, ich wünsche Dir eine gute Reise und bewundere Deine Ausdauer auf dem Rad! Obwohl böse Zungen behaupten, Du würdest das meiste Kilometer per Interregio Ticket zurücklegen. Pass auf Dich auf! Florian
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Interrail für Senioren….
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Es lebe die Rechtschreibkorrektur!
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Hey Alois, Grüße aus der Heimat! Du schreibst gestern, daß Zelt und Co. noch immer ungenutzt sind. Ich drücke Dir die Daumen, daß sich das bald mal ändert – auf den kroatischen Inseln gibt es wunderbare Buchten. Oben drüber Felsvorsprünge mit Olivenbäumen bewachsen… da laß ich doch jedes Hotel stehen…
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Servus Harry, da hast du vollkommen Recht. Doch die Nächte waren wirklich kalt und stürmisch. Mit meinem Hüttenschlafsack würde ich da nicht sehr glücklich werden.
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Guod seihste ut meen Jong – wünsche Dir endlich eine gescheite Wetterlage ! Fritz
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Lieber Alois,
würdest Du segeln, würde ich Dir immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel wünschen. Als Radfahrer wünsche ich dir immer eine Hand voll Luft im Reifen und 20 Handbreiten Abstand zum Verkehr.
Ich lese Dein Bericht mit Spannung, fast als ob ich Karl May lesen würde. Hast Du wirklich Winnetou gesehen oder war es eine Fata Morgana ?
Freue mich schon auf Dein Bericht nächste Woche.
Rainer Maria
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