Nach verbrauchtem Ideal ist Dekadenz die erste Wahl!
(*1962), Lyriker und Musiker
Ich musste heute sicherlich 15 Kilometer auf der Nordseite der Bucht von Kotor Fahren, um dann mit der Fähre auf die Südseite zu kommen. Nachdem ein riesiger Luxusdampfer in diese riesige Bucht fuhr, war mir schon klar, da muss es irgendetwas geben, was den 1000 Touristen auf diesem Schiff gefallen muss. Das Ziel ist die Stadt Kotor, ebenfalls wie Dubrovnik gehört sie zum UNESCO Weltkulturerbe. Nachdem diese Stadt nicht zu meinem Reiseziel gehört, werde ich sicherlich nochmals hierher kommen.
Jetzt, auf der Südseite geht es ein paar Kilometer am Strand entlang, bis ich einen Wegweiser zum Hafen sehe. Na, da kaufe ich mir mal einen Cappuccino, nicht wahr? Ich hatte je schon 20 Kilometer hinter mir, und es war Zeit zu pausieren. Und dieser Hafen hat es in sich. Ich kenne Porto Cervo auf Sardinien, und dieser Hafen steht dem in keiner Weise nach.
Dieser 3-Master hat es mir angetan, ich werde mich um als Vorschoter bewerben. Ich setzte mich in ein nettes Café, und beobachtete die Menschen hier. Viele Russen, und sonstige Reiche lassen scheinbar hier die „Sau“ raus. An dieser Dekadenz sind schon viele Kulturen gescheitert. Ich möchte aber nicht behaupten, dass mir das nicht gefallen würde, einmal den großen Macker hier zu spielen – glaub ich. Als Radfahrer wird man eher bemitleidet, kann sich dieser Typ denn keinen Jet leisten? Schläft der vielleicht noch in einem Zelt? Da könnte ich mich Tod lachen.
Dieser Ort heißt übrigens Vivat, sein Hafen „Porto Montenegro“.
Jedenfalls treffen sich hier die Reichen und Schönen und ich.
Weiter ging es auf einen wirklich viel befahrenen Straße durchs Land wieder Richtung Meer. Mich stresst es unglaublich, wenn die Autos, die LKWs und Busse arschknapp an mir vorbeifahren, zumal die Strassen eng und in einem schlechten Zustand sind. Die Strassen sind durch die LKW extrem ausgefahren, oftmals muss ich am äussersten Fahrbahnrand mehr oder minder balancieren. Immer der Blick in den Rückspiegel und auf die Fahrbahn, das ist die Challenge. Viele tote Tiere liegen auch rechts am Fahrbahnrand, und ich habe keine gesteigerte Lust schnurstracks durch die Eingeweide der toten Hunde zu fahren.
Ab der Stadt Budva ist die Küstenstrasse wieder gut befahrbar, der Verkehr kein Problem mehr. Budva gehört scheinbar zu den ältesten Städten an der Adria. Die Altstadt habe ich leider nur von oben gesehen. Wenn ich mir alles ansehen würde, reichte die Zeit, die ich mir vorgegeben habe bei Weitem nicht aus.
Kroatien boomt, Montenegro wartet hoffnungsvoll auf die Aufnahme in die EU.
Weiter auf der Küstenstrasse treffe ich ein nettes und junges Pärchen aus Kanada, die das Fahrradfahren in Europa als Fortbewegungsmittel lieben gelernt haben. Es gibt nichts besseres als die Welt mit dem Velo zu erkunden.
Klosteranlage von Rezevici
Kurz vor der Stadt Bar, der bedeutendsten Hafenstadt Montenegros habe ich mir ein Hotel gesucht, um dann morgen weiter nach Albanien an den See von Shkodra zu fahren.
Höhenprofil und zurückgelegte Strecke, 77 Kilometer und 743 Höhenmeter.
Alois alles sehr interessant, zur Zeit bewegst Du Dich auch mal wieder auf den Wurzeln des Beginns meiner Segel-Ära. Wir waren mit unserer Crew in den vergangenen 35 Jahren immer wieder mal in diesem Revier und konnten die rasante Entwicklung beobachten. Auch Kotor haben mir ein mal besucht und nicht umsonst gehört das heute auch zum Weltkulturerbe. Sicher werden die immer mehr und größer werdenden Kreuzfahrschiffe, die zu 1000enden ihre Pauschaltouristen „ausspucken“, auch ein immer größer werdendes Problem für die kulturellen Highlights vieler Länder und das weltweit…wie schön dazwischen mal wieder eine alte Windjammer, einen 2 – 3 oder gar 5 Master zu sehen – da wo die Langsamkeit Programm ist und das majestätische Gleiten nur mit Kraft der Elemente ganz andere Glücksgefühle auslöst.
Also Alois heure ruhig mal an, für dein Radl werden sie immer Platz haben und Du wirst unsere Welt aus einer ganz anderen Perspektive erleben.
Schönen Sonntag noch Alter und lass es Dir gut gehen! herzlichst Anton E.
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