Wenn ich jetzt alle Eindrücke, und das waren nur 3 Tage zusammen fasse, dann muss ich sagen, Montenegro ist nicht mein Land. Der Unterschied zwischen arm und reich ist eklatant. Erst wenn wir sie in die EU aufnehmen, wird es wohl langsam besser, anders als beispielsweise in Scheinar in Kroatien abläuft. Dieser Schmelztiegel verschiedenster Ethnien wird wohl erst richtig stabil werden, wenn alle hier in der EU sind, denn erst dann wird die Herkunft nicht mehr so wichtig sein.
Die Stadt Bar ist nun mal richtig häßlich, wurde wahrscheinlich in der Tito Ära gebaut. Einzig was mir wirklich gefallen hat, ist die orthodoxe Kirche, in der gerade ein Gottesdienst gefeiert wurde.
Ein paar wenige Kilometer weiter kam dann schon die erste Moschee, und vom Minarett herab klangen die Gebetspsalmen.
Ich musste jetzt steil bergauf radeln, denn ich habe mich verfahren. Vorbei an den wildesten Müllhalden, ab und zu steigt Rauch auf, da irgend jemand scheinbar Plastiktüten und alte Autoreifen verbrannte.
Natürlich gibt es an den Küsten tolle alte Orte, die man wirklich gesehen haben muss, der Rest ist dann eher bedrückend, zumindest für mich. Irgendwann auf dem Weg Richtung albanischer Grenze traf ich eine nette Kölnerin, die sich jetzt auf dem Rückweg nach Hause befindet. Wir gingen gemeinsam in ein Café und sie erzählte mir, welchen Weg ich durch Albanien nehmen sollte, dass die Landschaft traumhaft schön sei und die Menschen äusserst hilfsbereit wären. Allerdings sei sie immer von Kindern angebettelt worden, was mir inzwischen auch schon passiert ist. Kurz vor der Grenze überholte mich Uwe aus dem Schwarzwald, mit ihm fuhr ich gemeinsam an den Skutarisee. Dort wurde zur Abwechslung mal ich zum Essen eingeladen. Sein Ziel ist Pakistan.
Armut führt zu Revolution, Revolution zu Armut.
(1802 – 1885), Victor-Marie Hugo, franz. Schriftsteller, politisch engagiert, Mitglied der Académie Française
Pferdefuhrwerke habe ich heute einige gesehen.
Eine weitere Revolution auf dem Balkan, könnte uns doch vollkommen egal sein, doch wenn sie als Importgut auch unser Land tangiert, was in der heutigen Smartphone Welt gang und gäbe ist, dann müssen wir uns halt darum kümmern, dass es den hier lebenden Menschen besser geht. Rein soziologisch und wirtschaftlich ist das die einzige und vernünftige Lösung.
Albanien war für mich immer ein geheimnisvolles Land, von dem man nicht viel wußte. Der Machtführer Enger Hoxha machte aus dem Land das wohl erste atheistische Land der Welt. Warum sich ein Großteil der Bevölkerung heute als gläubig bekennt, kann ich tatsächlich nicht verstehen.
Ich sitze jetzt im Hotelrestaurant in Lezha, circa 60 Kilometer von Tirana entfernt. Tirana ist mein morgiges Ziel, von dort geht es dann weiter Richtung Küste.