22. Mai 2019

Das ist mir wirklich noch nie passiert, noch nicht einmal mit dem Auto, geschweige denn mit dem Fahrrad.

Mein BikeApp hat mich von der Stadt Vlora mitten in die Berge geführt. Diese Route hat mich auch tatsächlich geriezt, weil ich tatsächlich einmal mitten durchs Land fahren wollte.

Zunächst musste ich ungefähr 5 Kilometer durch die Stadt fahren, immer bergauf, dann ging es in ein wunderbares Tal hinein, zunächst wieder bergab, dann auf einer frisch geteerten Straße entlang eines Bergflusses immer weiter Richtung Süden. Nach 31 Kilometern war die Strasse dann jäh zu Ende. Es ging weiter steil bergauf im ersten Gang, auf einem von furchtbaren Schlaglöchern gezeichneten Feldweg, auf dem die 3 Autos, denen ich begegnete kaum schneller fuhren als ich. Laut meiner Berechnung sollte es noch ungefähr 40 Kilometer weiter gehen, bis zur Passhöhe mit mindestens 1000 Höhenmeter. Jetzt wurde ich unsicher, was sollte ich tun?

Ich stoppte ein Auto, was heißt hier ein Auto, einen alten und total fertigen Merzedes 190 und fragte den Fahrer auf englisch, wie die weitere Strasse aussähe. Ganz cool meinte er, es wäre seines Erachtens besser umzudrehen, und die Küstenstraße ab der Stadt Vlore nehmen.

Nach einer Weile des „Dummschauens“, was ich bei der Bundeswehr lernte, drehte ich also um, und fuhr den gesamten Weg zurück.

Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden.

Johann Wolfgang von Goethe

(1749 – 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung

Quelle: Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Studierzimmer, Mephistopheles zum Schüler

Wenn schon Goethe derartige Erfahrungen gemacht hat, warum dann nicht ich?

Weiterhin bleibt mein Ziel natürlich die griechische Hafenstadt Igoumenitsa, denn von dort möchte ich mit der Fähre am Samstag um 12 Uhr mit der Fähre nach Brindisi in Italien fahren. Es gibt noch eine Alternative, ich könnte auch die Nachtfähre am Samstag um 24 Uhr nehmen, und käme dann früh morgens, kaputt und total übermüdet in Italien an.

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Entlang dieses Flusses ging meiner falscher Weg entlang.

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Der Bauer mit seiner Herde. Kühe, Ziegen, ein Esel und der Hund. Bei uns würde man das „romantische Landwirtschaft“ nennen. Da ist natürlich die Massentierhaltung ganze Galaxien entfernt. IMG_0423.jpg

Müll am Straßenrand, alltäglich hier in Albanien, Zudem, dass es einfach nur häßlich ist, die Umwelt zerstört, stinkt der Müll abartig. Und freilaufende Hunde wühlen hier im Dreck. Von denen geht übrigens keinerlei Gefahr aus. _DSC1541.jpg

Hängebrücke über das breite Flusstal.

Es ist vollkommen egal durch welche Ortschaft ich fahre, überall stehen die Menschen planlos und arbeitslos herum, und staunen über die vorbeiradelnden Touristen, aus deren Sicht sind wir wahrscheinlich des Wahnsinns fette Beute. Das Bruttoinlandsprodukt der Albaner liegt bei 5261 $ pro Kopf, in Deutschland liegen wir bei circa 44000 $. Es wird sehr sehr viel gebaut, in diesem Land geht es scheinbar doch einigermaßen aufwärts, aber es wird noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis hier ein lebenswerter Wohlstand entstehen wird.

Jetzt sitze ich in einem Hotel, direkt am Meer, und genieße die Ruhe. Morgen werden ich auf den Llogara Pass fahren, die höchste Stelle liegt auf 1027 Meter über dem Meer. Ich habe mit Steigungen mit bis zu 18% zu rechnen, den gesamten Tag sollte ich mit 1700 Höhenmeter kämpfen, um eben überhaupt die Chance zu waren, rechtzeitig die Mittagsfähre zu bekommen.

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So sieht es aus, wenn man sich verfährt!

 

2 Gedanken zu “22. Mai 2019

  1. Johann Bock 22. Mai 2019 / 19:31

    Albanien ist schon ein echtes Abenteuer, und das mitten in Europa.
    Es ist schon verrückt, dass sich solche Länder nur schleichend entwickeln. Die Politiker denken halt in erster Linie an sich.
    Weiterhin gute Fahrt u möglichst wenig Probleme!
    Danke für den täglichen Bericht!

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  2. Ingo Langer 22. Mai 2019 / 21:21

    Auch heute war das wieder ein sehr lesenswerter Bericht, bei dem mit dieser Aphorismus in den Sinn kam.: Der Weg ist das Ziel (Konfuzius)

    Weiterhin guten Erfolg!

    Ingo

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