Dieser Tag war sicherlich der bisher anstrengendste auf dieser Reise, überhaupt einer der anstrengendsten meiner Radlerkarriere. Und jetzt hat sich Albanien von seiner landschaftlich schönsten Seite gezeigt.
Um den heutigen Tag überhaupt schaffen zu können, bin ich tatsächlich um 5.30 Uhr aufgestanden, und schwang mich dann um Viertel nach 6 auf meinen Drahtesel. Denn zunächst sollte ich mich über den Llogora Pass kämpfen, von Meereshöhe auf 1034 Meter über dem Meer. Zunächst ging es relativ moderat bergauf, doch nach ungefähr 12 Kilometer ging es immer steiler bergauf. Mit 20 Kilogramm Gepäck und immer noch zu dicken Bauch, sind Steigungen von über 8 % auf Dauer eine Herausforderung, und das waren heute im Durchschnitt mehr als 10%.
Als ich unterwegs ein Schild entdeckte, dass ich jetzt in diesem Nationalpark sei, verschwanden auch die wilden Müllhalden, und das Land machte mir trotz der körperlichen Herausforderung jetzt richtig Spaß. Nach genau 5 Stunden und 26,4 Kilometern erreicht ich dann die Passhöhe, machte aber unterwegs in einem Berggasthof die verdiente Frühstückspause.
Kurz vor der Passhöhe musste ich immer wieder warten, weil 2 Schäfer ihre 1000 Ziegen über die Strasse nach oben trieben.
Der höchste Berg, der unweit der Passhöhe liegt, scheinbar über 2000 Meter hoch, hatte immer noch Schneefelder, ein Zeichen, dass es hier die letzten Wochen auch sehr kalt war.
Auf der Nordseite des Passes regnet es jährlich ungefähr 1250 Liter, während es auf der Südseite jährlich doppelt soviel Niederschlag hat. Oben auf der Passhöhe unterhielt ich mich mit 2 deutschen Wohnmobilrentnern aus dem Freiburger Raum. Auf der Abfahrt, überholte ich sie 3 Mal mit einem Affenzahn , da ich immer wieder zum Fotografieren kurz anhalten musste.
Eine Wahnsinns Abfahrt, Maximalgeschwindigkeit 67 km/h
Nach einer knappen Stunde wurde ich von den beiden nun überholt, und vielleicht 300 Meter entfernt warteten sie auf mich, um mich ein paar Kilometer mitzunehmen. Das waren dann 15 Kilometer, die mir wirklich gut taten. Dann verabschiedeten sie sich zum nächsten Campingplatz, und ich musste weiterstrampelnd, und mein Ziel, morgen Abend nach Igoumenitsa zu kommen wurde immer erreichbarer.
Wer ein Ziel vor Augen hat, vergißt die Strapazen des noch vor ihm liegenden Weges.
(*1950), Dipl.-Ing., Aphoristiker
Ist das nicht wahr? Haben wir das nicht schon oft erlebt?
Mit dem Blick auf die Blumeninsel Korfu suchte ich mir gegen 15 Uhr nun ein Lokal, um mir im Internet ein Hotel zu suchen. Das waren jetzt nur noch 14 Kilometer, aber knapp 500 Höhenmeter. Dieses Hotel war schlichtweg ein kastrophaler Laden, sodass ich weiter radelte, in der Hoffnung noch ein ordentliches Hotel zu finden. In einer Bar bekam ich wieder einen Zugang ins Internet. Die nächsten Hotels sind 24 Kilometer entfernt in der Stadt Saranda. Nochmals 450 Höhenmeter, nein danke, ich bin jetzt platt. Als ich den Wirt fragte, ob es einen Bus gäbe, meinte er, komm her alter Knabe ich fahre dich hin.
Jetzt bin ich in einem Hotel in Saranda, gerade mal 66 Kilometer von Igoumenitsa entfernt, und kann morgen ganz locker dorthin fahren. Samstag Mittag geht meine Fähre nach Brindisi.
Man muss einfach ruhig bleiben, und auf ein bisschen Glück hoffen.
Das ist mein heutiger Track.
Die letzten 20 Kilometer sind nicht auf dem Höhenprofil, da sich der Akku meiner Uhr verabschiedetete. Da saß ich eh im uralten Passat des Wirtes.
Alois, du wirst ja immer heldenhafter, Respekt!!! Halte durch..
Liebe Grüße
Karin
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Nach dem Höhenprofil zu urteilen waren das so an die 2500 Höhenmeter… das wären dann ca. 50 Prozent der größten Bergetappe der Tour de France 2018. Chapeau Alois! Chapeau!
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Dem Leitspruch kann ich nur zustimmen! Alles Gute!
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